Aus dem Leben der DRK-Bereitschaft Kronberg

oder: vom Verwundetentransport-Stuhl bis zum Betreuungs-KTW

Geschrieben von Peter Hoffmann
langjähriges Mitglied im DRK Kronberg
† 29.10.2020

 

Im Herbst 1976 konnte die Bereitschaft das 75 jährige Bestehen seiner Sanitätshelfergemeinschaft feiern.

Was hat sie bis dahin alles erlebt:

Schon auf Anregung der Kaiserin Viktoria wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts regelmäßig Unterricht in Erster Hilfe der Bevölkerung in Cronberg angeboten. Im November 1901 wurde auf Anregung mehrerer Vereine zu einer Sanitätsübung unweit der Hohemark eingeladen, die ein großes Interesse in der Bevölkerung erweckte. Auf dem Heinweg nach Cronberg wurde der Beschluss gefasst, zu einer Freiwilligen Sanitätskolonne in Cronberg öffentlich aufzurufen. Von da an wurden regelmäßige Ausbildungsabende in Erster Hilfe angeboten, die sich großer Beliebtheit erfreuten.

Außer der Breitenausbildung in Erster Hilfe bestand die Arbeit der Colonne im Einsatz des Wintersanitätsdienstes, zu welchem findige Tüftler zunächst 1904 einen zusammenklappbaren Verwundetentransportstuhl, dann 1911 drei Rettungsrodel konstruierten für einen schonenden Abtransport der Verletzten.

25 Jahre Einsatz im Wintersanitätsdienst zeigten, dass eine Sanitätsstation zur Versorgung von verunfallten Wanderern, Rodlern und Skiläufern besonders am Hauptverkehrpunkt Fuchstanz notwendig wurde. 1928 wurde dann am Fuchstanz die erste Sanitätsstation iMitteldeutschlands eingeweiht. 1930 erfolgte eine Erweiterung der Hütte von ursprünglich 20 qm auf 50 qm Nutzfläche. Dazu kam die Konstruktion von 2 Bergungsschlitten, die patentiert wurde.

Schon damals wurde die Verbindung nach Berlin-Zehlendorf aufgebaut, die sich für eine Ausstellung den Bergungsrodel ausliehen.

Bis 1937 wurde die Sanitätskolonne nur mit männlichen Mitgliedern gestellt. Ab 1938 gab es dann auch eine weibliche Bereitschaft, aber nur eine Bereitschaftsleitung. Nach der Gründungsversammlung der Neuen DRK-Ortsvereinigung

Kronberg/Schönberg im Jahr 1959 wurde die Leitung der Bereitschaft „m“ von Hans Braubach und die Leitung der weiblichen Bereitschaft von Luise Henkel übernommen. Seit 1959 hatte Kronberg eine eigenen Krankentransport- und Unfallrettungsdienst aufgebaut, der mit einem ausgedienten Mercedes-Krankenwagen und einem eigene Fahrer begann. Dem Mercedes folgte bald dien Opel-Rekord, der 6 Jahre später noch einmal gegen einen Opel-Rekord ausgetauscht werden musste. Letzterer ging dann mit der Übernahme des hauptamtlichen Krankentransports im Jahr 1968 in den Besitz des Kreisverbandes über. 1966 wurde, um tagsüber die ehrenamtliche fahrenden Helfer zu entlasten ein hauptamtlicher Fahrer für Kronberg angestellt. Ehrenamtlich wurde der Unfallrettungsdienst noch nachts und an den Wochenenden von der Bereitschaft gefahren.

In diesen Jahren erhielt die Bereitschaft den legendären VW-Bus HG-EW50. Dank diesem zweiten Krankentransportfahrzeug wurde es möglich, den Wintersanitätsdienst vom Fuchstanz aus bis zum Posterholungsheim auszuweiten. Gleichzeitig wurden die ersten Streifen mit Tokay-Handsprechfunkgeräten ausgestattete werden, die nachts als Weckruf vom Fahrer zum Beifahrer eingesetzt wurden.

Mit der Gründung der Ortsvereinigung 1959 übernahm diese die Verwaltungsarbeit für die Bereitschaft, sorgte sich um die Bereitstellung von Dienstbekleidung, Sanitätsmaterial sowie die Ausrüstung für den Krankentransport und den Winterrettungsdienst in finanzieller und materieller Hinsicht.

Ab 1963 weitete sich auch der Sozialdienst aus. In diesem Jahr gab es den ersten Blutspendetermin, der von da an auf Oberhöchstadt und später auch auf Schönberg (insgesamt 6 Termine im Jahr) ausgeweitet wurde.

Als weitere Aufgabe kam für die Bereitschaft die Altenpflege hinzu: Wer wochentags Zeit hatte oder an Wochenenden vormittags unterstützte die Arbeit der Pfleger in Kronberger Altenheimen.

Von den neuen Aufgabengebieten inspiriert entstand in den 60er Jahren unser Bereitschaftslied „Zwischen dem Rentbachtal und der Eichenheid“, das zu einem Ohrwurm wurde und immer wieder Motivation ausstrahlte.

1967 war ein Jahr, in welchem neue Aufgabengebiete die Arbeit der Bereitschaft bereicherten. Mit dem Lehrgang „Verpflegung im Katastrophenfall“ entstand eine Sozialdiensteinheit, die uns forderte. Mit der Einweihung des Verpflegungszuges im Jahr 1967 erhielt Kronberg seinen ersten Feldkochherd. Dieser wurde aber wieder eingezogen und als Ersatz wurde der Bayernsatz zur Verfügung gestellt. 1970 kam der FKH zurück, mit ihm Mitte der 70er Jahre konnte ein LKW der Firma MAN angeschafft werden, mit dem die Feldküche zum Einsatzort gezogen werden konnte, bis dahin musste hiefür ein Traktor ausgeliehen werden. Mit Hilfe der Feuerwehr Kronberg wurde dann der MAN zum ersten Küchenwagen aufgerüstet wurde.

Ein weiteres Aufgabengebiet war die Alttextilsammlung, die im gesamten Bundesgebiet 1967 im Rahmen der Katastrophenhilfe ins Leben gerufen wurde.

Ein Höhepunkt war eine große Schauübung am 24. September 1967, an welchem die Sanitätseinheit, der Verpflegungszug und der Strahlenmesszug ihr Können unter Beweis stellten, die mit der Ausgabe von187 Portionen Pichelsteiner endete.

Gesellschaftlicher Höhepunkt war im Jahr 1968 die Übernahme der Patenschaft mit der Berliner Bereitschaft Zehlendorf.

Im gleichen Jahr stellte die Stadt Kronberg der Bereitschaft zusammen mit dem Krankentransport eigene Räume in der Katharinestraße 12 zur Verfügung. 2 Jahre später folgte direkt nebenan der Neubau einer beheizbaren Garage, gespendet von einem Patienten, der sich beschwert hatte, dass der Krankenwagen im Winter zu kalt gewesen war.

Durch den Aufbau des Katastrophenschutzes und des Sozialdienstes wurde der Aufwand für Verwaltung und Ausbildung so umfangreich, dass es notwendig wurde, die männliche und die weibliche Bereitschaft im Jahr 1970 zusammenzulegen.

Es folgten die 70er-Jahre mit mehreren technischen, räumlichen und gesellschaftlichen Höhepunkten.

Und mitten in diesen Zeitabschnitt kam noch das 75jährge Jubiläum der Sanitätskolonne.

Gesellschaftliche Höhepunkte waren das wiederholte Treffen mit den Berliner Kameraden, zu Weihnachten die Weihnachtsfeier auf dem Fuchstanz, zeitweise in der Josef-Jäger-Hütte, dann wieder eine Zeit lang in der Gaststätte Meister. Schließlich brachten gelegentliche Theaterbesuche in Frankfurt kulturelle Höhepunkte.

Der Sanitätsdienst bekam im Jahr 1977 seine ersten vier 2-Meter-Handsprechfunkgeräte.

Seit Ende 1979 steht der Fahrzeugpark der Bereitschaft im Feuerwehrgerätehaus Oberhöchstadt.

Die Schulküche in der Katharinenstraße 12 konnte erst 1978 voll in Betrieb genommen werden.

Die 80er Jahre brachten der Bereitschaft wieder völlig neue Arbeitsbedingungen: Bereits am 14.11.1979 konnten unter den Klängen des Fanfarenzuges die neuen Räume der der Bereitschaft im Karl-Jüngst-Haus eingeweiht werden.

Gleichzeitig wurden 3 Garagenboxen im Gebäude der Feuerwehr für unsere Fahrzeuge zur Verfügung herstellt. 1982 wurde die Schulküche in der Katharinenstraße 12 völlig umgerüstet, konnte aber erst 1985 voll in Betrieb genommen werden.

1980 kam vom Bundesgrenzschutz unser 2. Küchenwagen, der Magirus.

Der Krankentransport wurde vorübergehend nach Königstein verlagert, kam aber 1982 wieder zurück nach Kronberg.

Der ärztliche Notdienst wurde ab 1982 in den Räumen der Praxis von Dr. Spranger aufgebaut, erhielt aber 1987 ihre eigene Räume im Hilfeleistungsszentrum in Königstein.

Langsam wurden wir immer professioneller:

„Rufen Sie die Leitstelle an“ kam die Meldung über die ersten 3 Funkwarngeräte, auch Piepser genannt, die im Mai 1980 der Kreisverband der Bereitschaft übergab. Und mit dem ersten Mannschaftswagen, einem Ford Transit konnten Helfer schnell vor Ort gefahren werden.

Nichts blieb unberührt. So wurde in den 80er Jahren auch die Fuchstanzhütte völlig umgebaut und erhielt ihre neue Schlafkammer.

So waren die 80er Jahren geprägt von vielerlei Aufgaben für die Bereitschaft: ehrenamtlich gefahrener Krankentransport, Wintersanitätsdienst, ärztlicher Bereitschaftsdienst, Kocheinsätze für den eigenen Bedarf und für Fremdaufträge, 6 Blutspenden im Jahr (2 x Kronberg, 2 x Schönberg und 2x Oberhöchstadt), zweimal im Jahr die Alttextilsammlung mit Verladung am Güterbahnhof, 2 mal im Jahr die „Haus- und Straßensammlung“. Dabei kamen die gesellschaftlichen Ereignisse mit den Partnerstädten Berlin und Le Lavandou nicht zu kurz.

Als technische Errungenschaft erhielt die Dienststelle Ende 1983 ihr erstes Tastentelefon mit welchem auch das Telefonschloss, das vor Missbrauch schützen sollte, überflüssig geworden war.

1990 kam ein Wohnwagen von Königstein nach Kronberg, der bei SAN-Einsätzen als Versorgungsstation eingesetzt wurde.

1991 war dann die 90 Jahr-Feier fällig: Höhepunkt war die Beach -Partie mit mehreren Tonnen Strandsand in der Garage.

1994 wurde die Schnelleinsatzgruppe gebildet.

Als neue Einsatzaufgabe im Verpflegungszug kam die Versorgung der Geschäfts-Freunde der Firma Compunet im Hochtaunus, wobei das Schlagen von Weihnachtsbäumen der krönende Abschluss war.

Als gesellschaftliche Bereicherung kam im Sommer 1997die Pizza-Partie im Garten von Herrn Müller hinzu.

1997 wurden die ersten Kontakte zur AKS geknöpft, die später zum Aufbau des Schulsanitätsdienstes führten.

1999 begannen die Vorbereitungsarbeiten für den Umbau des Karl-Jüngst-Hauses, getrieben von der Stadt Kronberg, welche die Küchenräume gern selber als Büroräume nutzen wollte.

Im Jahr 2000 stand die Vorbereitung der 100Jahr-Feier im Brennpunkt. In dem Zusammenhang wurde auch unsere erste Homepage fürs Internet entwickelt.

Das Jubiläumsjahr wurde überschattet durch die Ereignisse am 11. September, sodass der Bunte Abend erst im März 2002 nachgeholt werden konnte.

Im Jahr 2002 überschlugen sich dann die Ereignisse:

Tschernobyl-geschädigte Kinder aus Weißrussland kamen zu uns zum ersten Mal zu Besuch. Im Sommer meldete Königstein in der sächsischen Schweiz Land unter. Die Kronberger Bereitschaft half vor Ort bei der Verpflegung der Feuerwehr.

Im Herbst 2002 trafen wir uns zum Ausbildungswochenende in Oberaula.

Als Arbeitserleichterung wurde ab Frühjahr 2002 die Haus- und Straßensammlung durch einen Spendenaufruf in Form eines Rundschreibens für alle Briefkästen Kronbergs ersetzt.

Im Jahr 2003 begann die Planung für den Umbau des Karl-Jüngst-Hauses.

Ins gleiche Jahr fiel das 75jährige Jubiläum der Josef-Jäger-Hütte, das am 22. Juni vom JRK, das am gleichen Tag auch sein 75jähriges Bestehen feierte, ausgerichtet wurde.

Der erste Defibrillator wurde vom Kreisverband geliefert, am 30.10.2004 fand ein Defibrillatoren-Tag in Bad Homburg statt.

Mit der Einweihung des neuen Rot-Kreuz Hauses begann für uns auch die Schließsicherheit mit den Transpondern.

Kulinarisch war unser Weihnachtsmarkt von Waffeln auf Crepes übergegangen.

2005 begann die Intensivarbeit an der AKS mit der Ausbildung in Erster Hilfe.

Anfang 2006 kam der Betreuungslastkraftwagen nach Kronberg.

Ende 2007 begannen die Arbeiten für den Umbau des Karl-Jüngst-Hauses mit handwerklichen Dienstleistungen durch den Einssatz von Helfern der Bereitschaft und Mitgliedern des Vorstandes.

Im Herbst 2008 musste die Küche in der Katharinen-Straße geräumt werde

Im Frühjahr 2009 konnten wir unsere neue Küche im Karl-Jünst-Haus einrichten, die Einweihung der neuen Bereitschaftsräume fand dann am 8. Mai am Tag der Offenen Tür statt, zu welchem die Küche des Kronberger Schlosshotels zum Essen einlud.

Im Oktober 2010 konnten wir unseren neuen Mannschaftswagen, den Fort-Transit auf Jungfernfahrt schicken.

An den gleichen Tagen traf auch vom Katastrophenschutz der Betreuungs-KTW, ein Mercedes-Sprinter ein, der gleichzeitig zwei Verletzte transportieren kann.

Heute sind für die Bereitschaft die Schwerpunkte im Jahr:

Im Winter der Wintersanitätsdienst und die sanitäre Begleitung des Oberhöchstädter Fastnachtsumzug

Das Frühjahr beginnt mit dem Osterbrunch am Ostermontag auf dem Fuchstanz. Es folgen die Jahreshauptversammlung der Ortsvereinigung, der Sanitätsdienst am 1. Mai beim Eschborn-Frankfurt City-Loop, ab 1962 das Radrennen Rund um den Henninger Turm genannt. Im Jahreswechsel, dazwischen eine Auszeit findet das Treffen mit den Berliner Kameraden statt.

Im Sommer zählt der SAN-Dienst auf der Thäler Kerb zum Standard. Den Abschluss bildet die sanitäre Betreuung zum Volkslauf.

Im Herbst findet seit einigen Jahren in der Kronberger Stadthalle die Jahresdelegiertenversammlung des Kreisverbandes statt gefolgt vom Jahresabschlussessen, zu welchem die Ortsvereinigung einlädt, und den Abschluss bildet der Weihnachtsmarkt.

Zum Standard-Programm zählen weiterhin im Jahr die 6 Blutspendetermine, drei in der Kronberger Stadthalle und 3 im Haus Altkönig in Oberhöchstadt.